Entwicklung der Bauwirtschaft in Europa
18.08.2016Ergebnisse der Euroconstruct-Sommerkonferenz 2016
Das ifo-Institut hat Ergebnisse der vergangenen Euroconstruct-Konferenz zur voraussichtlichen mittelfristigen Entwicklung im europäischen Bausek-tor veröffentlicht.
Entwicklung des Bauvolumens insgesamt
Die Euroconstruct-Institute sehen den europäischen Baumarkt auf Erholungskurs. Von 2016 bis 2018 wird ein Anstieg des Bauvolumens um insgesamt 8 % (real) prognostiziert, wobei in allen drei Jahren mit einem Zuwachs von jeweils rund 2,5 % gerechnet wird. Alles in allem wird das Bauvolumen in den 19 beteiligten Ländern damit bis 2018 auf 1,52 Billionen Euro anwachsen (in Preisen von 2015; 2013: 1,37 Billionen Euro). Wachstumstreiber ist der Wohnungsbau, wobei das relativ niedrige Ausgangsniveau zu berücksichtigen ist. Die Entscheidung Großbritanniens für den Austritt aus der Europäischen Union dürfte zwar den Nichtwohnhochbau im Vereinigten Königreich dämpfen, ansonsten aber nur wenig Einfluss auf die europäische Baunachfrage haben.
Wohnungs(neu)bau
Der Wohnungsbau in Europa dürfte 2016 um gut 3 % auf rund 665 Mrd. Euro (zu Preisen von 2015) zulegen. Dabei kommen die Impulse maßgeblich aus dem Neubaubereich (voraussichtlich +5,5 %), während der Bestandsbau um knapp 1,5 % zulegen dürfte. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass vom Wohnungsbau aktuell rund 60 % auf den Bestand und nur 40 % auf den Neubau entfallen; während des Immobilienbooms 2006 waren die Relationen noch umgekehrt. Für 2017 und 2018 gehen die Euroconstruct-Institute von Zuwächsen des Wohnungsbauvolumens von 2,5 bzw. 2 % aus. Ausgangspunkte für die insgesamt positive Entwicklung sind u.a. die günstigen Finanzierungsbedingungen, die insgesamt befriedigenden wirtschaftlichen Aussichten und zum Teil auch die erhöhte Zuwanderung.
Bezogen auf die einzelnen Länder weisen u.a. Frankreich, Polen und die skandinavischen Staaten überdurchschnittliche Wachstumsraten auf. Hohe Zuwächse erfolgen auch – ausgehend von relativ niedrigem Niveau – in den früheren Krisenländen Irland, Spanien, Portugal und den Niederlanden. Relativ schwach dürfte sich der italienische Wohnungsmarkt entwickeln: Während hier der Bestandssektor relativ stabil verläuft, schwächelt der Neubau u.a. aufgrund des Überangebots an neuen Wohnungen.
In Bezug auf die Wohnungsfertigstellungen hat sich das Bauniveau in den Euroconstruct-Ländern 2015 bei gut 1,4 Mio. Einheiten stabilisiert. Bis 2018 ist hier sukzessive von einem Anstieg auf knapp 1,7 Mio. Fertigstellungen auszugehen, wobei insbesondere in Deutschland und Frankreich hohe absolute Zuwächse zu erwarten sind. Unter den Gebäudearten dürfte der Mehrfamilienhausbau insgesamt deutlich stärker zulegen als der Ein- und Zweifamilienhausbau.
Nichtwohnhochbau
Der Umfang der Bauleistungen im Nichtwohnhochbau wird in den Jahren 2016 und 2018 voraussichtlich um jeweils rund 2,6 % zunehmen; 2018 wird sich die Dynamik dann wahrscheinlich etwas abschwächen. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass der Nichtwohnhochbau 2015 noch leicht geschrumpft ist. Während Deutschland hier – wie bereits in den vergangenen Jahren – unterproportional zulegen dürfte, ist insbesondere in Irland mit +30 % ein außergewöhnlich hohes Wachstum zu erwarten.
Tiefbau
Im Tiefbau ist nach den Einschätzungen von Euroconstruct 2016 und 2017 eine schwächere Entwicklung zu erwarten als noch in der letzten Prognose angenommen. So wurden in einigen Ländern große staatliche Bauprojekte erst später als zunächst geplant in Angriff genommen. Besonders ungünstig entwickeln sich dabei Spanien und Portugal. Dafür wird 2018 im europäischen Durchschnitt ein Nachholeffekt spürbar sein. Die Institute erwarten von 2016 bis 2018 in diesem Sektor ein Plus von real rund 9 %.